Der
FC Einsiedeln verliert auch gegen Hinwil, sogar mit 0:4:
Höchste Heimniederlage
seit sieben Jahren
Dem FC Einsiedeln geht es
weiterhin gar nicht gut. Die Schönbächler-Elf verlor am Sonntag,
vor der Rekord-Zuschauerkulisse von 400 Zuschauer, gegen Hinwil mit 0:4.
Das Endergebnis ist für den FCE brutal und entspricht nicht ganz dem
Spielverlauf. 7:4 lautete das Eckballverhältnis für die Einsiedler,
die sich, besonders in der zweiten Spielhälfte sichtlich, aber
ohne zählbaren Erfolg zumindest bemühten. Für den jetzt
am Tabellenende liegenden FCE folgen wegweisende Spiele gegen Greifensee
und Kilchberg.
kj. Der Fussballclub Einsiedeln scheint
der Einsiedler Bevölkerung doch sehr am Herz zu liegen. Wie sonst
lässt es sich erklären, dass für das wichtige Spiel des
FCE gegen Hinwil über 400 Zuschauer den Weg aufs Rappenmöösli
fanden. Zu einem regionalen Zweitligaspiel von zwei Kellerteams! Als Vergleich,
tags zuvor zählte der FC Tuggen bei seinem nationalen Cupspiel in
den Sechzehntelfinals gegen Solothurn nur wenige „Nasen“ mehr.
Bei herrlich sonnigem Herbstwetter lag
es sicher nicht an der fehlenden Unterstützung von aussen, dass die
Einsiedler Fussballer erneut verloren, mittlerweile seit sechs Spielen
ohne Vollerfolg sind. Im Gegenteil, im grossartigen Support
mit dabei Spruchgesänge und sogar eine in Einsiedeln noch nie gesehene
Pyro-Show. Etwas, was sonst zur Zeit in der Schweiz, vor allem bei den
grossartigen Fans des FC Basel gang und gäbe ist.
1976 letztmals so weit unten
Die gewünschte Unterstützung
von aussen half zwar noch nicht, es zeigte aber auf, wie sehr auch die
Einsiedler darunter leiden, dass der FCE sportlich eine seiner schwierigsten
Phase der Vereinsgeschichte durchmacht. 1976 schaffte der FC Einsiedeln
den Aufstieg in die zweite Liga. Damals „stand“ das Einsiedler Team, rein
tabellarisch gesehen, letztmals so weit unten.
Trainer Meiri Schönbächler hatte
mit diversen Änderungen in der Startformation gegen Hinwil versucht,
seinem Team neue Impulse zu geben. Schönbächler nominierte
Pascal Kälin als Libero, liess dafür Manfred Auf der Maur als
„Scheibenwischer“ im Mittelfeld agieren. Dadurch erhoffte sich Schönbächler
mehr defensive Stabilität. Weitere Änderungen: Roman Schuler
ins rechte Mittelfeld zurück und Roberto Zanetti erstmals in dieser
Saison von Anfang an in der Sturmspitze, zusammen mit Kurt Albert.
Vorerst nur auf der Bank: Fredy Ochsner und Stefan Zehnder.
Es sei vorweggenommen: Die personellen
Änderungen brachten nicht den gewünschten, positiven Schub ins
Team. Aber wahrscheinlich könnten zur Zeit beim FCE selbst ein Beckham,
oder ein Zidane nur wenig bewirken. Die Einsiedler Spieler scheinen
vor allem im Kopf zu kränkeln. Das kleinste negative Ereignis wirft
alle und jeden aus der Bahn. Auch gegen Hinwil war dies so. Nach gutem
Beginn brachten ein stehender Ball und ein geschicktes Zuspiel in die Tiefe
Einsiedeln aus dem Tritt und 0:2 in Rückstand
„Wieder zwei leichte Gegentore“
Trainer Schönbächler sah es richtig,
als er feststellte „wie leicht“ Hinwil mit zwei Toren in Führung gehen
konnte. „Wie einfach die Gegner gegen uns zu Toren kommen“. Etwa, das erste
Tor der Gäste, ein zwar schönes Kopfballtor von Sylejmani nach
einem Freistoss. Aber der Torschütze dürfte selbst überrascht
gewesen sein, wie freistehend er einköpfen konnte. Beim zweiten
Gegentreffer, nach einer guten halben Stunde, reichte ein einziger kluger
Steilpass die Einsiedler Abwehr „auszuhebeln“. Menniti schob danach überlegt
alleinstehend vor Einsiedelns Goalie Steiner ein.
Lange Zeit lief nach den jeweiligen Gegentoren
wieder nichts mehr zusammen beim FCE. Ungenaue Zuspiele, technische Mängel
noch und noch. Kaum eine zusammenhängende Aktion. Nur ganz, wenig
Zählbares. Der Schock nach den zwei Gegentoren sass tief. Beim Gegner
Hinwil, vor dem Spiel in der gleich kritischen Situation wie Einsiedeln,
schien es beflügelnd zu wirken. Wieder einmal zeigte es sich wie schnell
es im Fussball vom Flop zum Top geht. Die Gäste gewannen Sicherheit
und Selbstvertrauen, etwas was auch der FC Einsieden wiedereinmal bräuchte.
Courage und Kämpferherz
Immerhin, Einsiedeln zeigte in der zweiten
Spielhälfte Courage und ein sehr, sehr grosses Kämpferherz.
Auslöser dazu, der Platzverweis gegen Wehrle kurz nach Wiederbeginn
des Spiels. Wehrle hatte nach einem brutalen, sogar dümmlichen Foul,
zurecht direkt die rote Karte gesehen. Jetzt plötzlich kamen hochkarätige
Torchancen von ausgezeichneter Qualität. So in der 55. Minute, eine
für Roman Schuler, der allerdings alleine vor Gästegoalie Klarer
nicht reüssierte und den Ball über statt ins Tor schoss. Oder
wenig später ein Kopfball von Christian Ochsner nach einem Eckball
Alberts, der ebenfalls übers Gehäuse flog.
Leider nahm der eingewechselte Dellova
mit dem dritten Treffer für die Gäste, dem FCE den letzten Funken
Hoffnung auf ein positives Ergebnis. Dellova kurvte um die Einsiedler Abwehr
wie einst Riesenslalomfahrer Urs Kälin um die Torstangen. Nur waren
die Stangen passive Einsiedler Abwehrspieler. Unnötig zu erwähnen,
dass es für den Gegner wiederum ein leichtes war, zu einem weiteren
Torerfolg zu kommen.
Schönbächler versuchte zwar mit
der Einwechslung von drei Offensivkräften darunter mit Franco Carbotti
sogar einem Debütanten, nochmals alles. Die Einsiedler Torflaute
wurde damit nicht behoben. Die Gäste setzten in der Nachspielzeit
noch den vierten Treffer darauf, als der FCE seine Abwehr längst entblösst
hatte.
Als Faktum für Einsiedeln blieb die
höchste Niederlage seit April 1996, als der FCE auf eigenem Terrain
gegen Affoltern ebenfalls mit 0:4 verlor. Es blieb auch die Gewissheit,
dass es weiterhin mit dem Tore schiessen hapert. Aber die Steigerung, die
Kampfbereitschaft der Equipe, in der zweiten Hälfte macht auch zuversichtlich,
dass die Einsiedler aus dem Tief herauskommen werden.
Matchtelegramm
Meisterschaft 2. Liga regional 2003/2004
-- 9. Runde. Einsiedeln - Hinwil 0:4 (0:2).
Rappenmöösli. -- 400 Zuschauer.
-- Schiedsrichter: Daniel Kolbe (Zürich). -- Tore: 12. Sylejmani 0.1.
33. Menniti 0:2. 63. Dellova 0:3.90. Menniti 0:4.
Einsiedeln: André Steiner; Pascal
Kälin; Peter Kälin (70. Franco Carbotti), Edgar Zehnder (61.
Fredy Ochsner); Roman Schuler, Sven Zehnder, Manfred Auf der Maur, Christian
Ochsner, Thomas Wehrle; Kurt Albert; Roberto Zanetti (61. Stefan
Zehnder).
Hinwil: Klarer; Inglin, Menzi, Christian
Schmid, Sylejmani; Gojani (77. Uche), Magnano, Aparo (45. Dellova), D'Apollonio;
Menniti, Ramosaj.
Bemerkungen: Herrliches Herbstwetter. Debüt
beim FCE für Franco Carbotti. Einsiedeln ohne Michael Kälin,
Michael Kuriger, Marcel Schnidrig (alle verletzt). Hinwil ohne Copkan,
Sylaj (beide gesperrt), Andreas Schmid und Valenta (verletzt). Rote Karte:
46. Wehrle (Foul). Gelb-Rote Karte: 75. Sylejmani (Foul). Verwarnungen:
16. Pascal Kälin, 18. Sylejmani (beide wegen Foulspiels), 25.
Ramosaj (Ball wegschlagen), 59. Menniti (Foul), 89. Albert (Ball wegschlagen).
Cornerverhältnis: 7:4 (1:2) für Einsiedeln.
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