FC
Einsiedeln gewinnt, nach zuvor neun sieglosen Meisterschaftsspielen, den
Abstiegsfight in Thalwil mit 5:4:
Fussballkrimi mit glücklichem
Ende für Einsiedeln!
Fussballkrimi
verrückt am hohen Donnerstag in Thalwil. In einem Fussballspiel
der besonderen Art siegte der FC Einsiedeln mit 5:4. Fünfmal ging
der FCE in Führung, viermal schafften die Gastgeber den Ausgleich,
ehe Neuzugang Massimo Martini den Einsiedler Siegtreffer schoss.
Stefan Zehnder war einziger
Einsiedler Doppeltorschütze. Bernhard Kistler und Martini skorten
erstmals im Einsiedler Dress. Fünfter Torschütze für Einsiedeln
war Roman Schuler.
Neben den neun Toren erlebten
die Zuschauer noch eine Schrecksekunde. Dies bei einem Unfall von Manfred
Auf der Maur, der an einen Torpfosten prallte. Dazu verlor der FCE Milos
Krstic nach einem Platzverweis. |
Manfred Auf der Maur, Glück
im Unglück nach einem Sturz an den Pfosten. |
Stefan Zehnder, nicht nur
wegen seiner zwei Tore eine der auffälligsten Spieler.
Fotos: Archiv FCE. |
kj. Wo beginnen mit dem Erzählen? Was
erwähnen um ja nichts zu vergessen? Ein Spiel mit hundert Geschichten,
mit hundert erwähnenswerten Szenen. Mit Emotionen vom grenzenlosen
Jubel bis zur bittersten Enttäuschung. Keine leichte Aufgabe
alles korrekt wiederzugeben, nach einem Fussballspiel, von dem Mann oder
Frau noch Jahre danach sprechen wird. Fussball verrückt oder einfach
gesagt: Ein Spiel für die Geschichte.
Schreckminuten für Manfred Auf
der Maur
Anfangen sicher mit Manfred Auf der Maur.
Dem Unglücksraben. Auf der Maur prallte in der hektischen Schlussphase,
als Einsiedeln 5:4 führte und mit Mann und Maus, mit Händen und
Füssen den Sieg über die Zeit retten wollte, derart unglücklich
bei einem Rettungsversuch in den eigenen Torpfosten, dass man kurze Zeit
mit dem allerschlimmsten rechnen musste. Glücklicherweise hielt die
Bewusstlosigkeit des Kapitäns nur kurz an. Auf der Maur war rasch
danach wieder ansprechbar. Er wurde aber trotzdem zur Beobachtung ins Spital
gebracht und konnte mit der Diagnose Hirnerschütterung das Spital
am Karfreitag, gut 20 Stundern später, wieder verlassen.
Die Szene mit Auf der Maur war derart symptomatisch
gewesen wie die Nerven aller bei diesem Fussballkrimi strapaziert wurden.
Für den FC Einsiedeln war es ein einziges „Zittern“, 90 oder 95 Minuten
Nervosität von hinten und vorne gewesen. Kein einziger Spielzug über
mehrere Stationen. Das Team sichtlich verunsichert. Einigermassen verständlich
bei der aktuellen Tabellen und Punktesituation.
Dabei hatte der gastgebende FC Thalwil
alles unternommen um den Einsiedlern zu „helfen“. Bereits nach fünf
Minuten beim ersten von insgesamt neun Toren, Ein Freistoss
von Stefan Zehnder aus gut und gerne 30 Metern fiel „hinter“ dem Thalwiler
Torhüter Cavallasca ins Netz. Nicht der einzige Fehler eines Torhüters
an diesem Abend. Es war der Anfang des grosszügigen Geschenke verteilen.
Dabei war Ostern erst drei Tage später.
Geschenke hüben und drüben
Das Team von Spielertrainer Francesco Pappone
war diejenige Mannschaft gewesen, die nicht nur die technisch feiner Klinge
führte und deutlich besser spielte, sondern auch spielbestimmend
war. Aber auch Thalwil verfügte über eine löchrige Abwehr.
Auch die Zürcher standen in der Defensive wie der FCE, viel zu weit
vom Gegner weg.
Beim zweiten Einsiedler Treffer reichte
ein schönes Steilzuspiel von Martin Gezer auf Christian Ochsner, um
die Thalwiler matt zu setzen. Ochsner scheiterte zwar an Cavallasca, dafür
stand Bernhard Kistler goldrichtig um den Abpraller zu verwerten. Postwendend
noch vor der Pause der erneute Ausgleich. Wiederum konnte ein Thalwiler,
diesmal Russo unbehindert buchen.
Wer dachte die erste Spielhälfte hätte
bereits alles an Emotionen gebracht wurde eines Besseren belehrt.
Es ging im gleichen Stil weiter. 55. Minute: Roman Schuler, wird von der
Thalwiler Abwehr vergessen 2:3. 61. Minute: Mujanovic schaut einem Lobball
von Prazeras nur hinterher 3:3. 66. Minute: Der durchgebrochene Schuler
wird im Strafraum gefoult. Stefan Zehnder, nicht nur wegen seiner beiden
Toren einer der auffälligsten auf dem Feld, schiesst den fälligen
Foulpenalty flach ein zum 3:4. Wieder nur sieben Minuten später: Alija
mit seinem persönlich zweiten Treffer zum 4:4.
Tordebüt für Kistler und
Martini
Das gibt es doch nicht oder wie es Coach
Ochsner nach Spielende sagte: „Ich fühlte mich in einem falschen Film“.
Trainer Schönbächler machte nun einen taktischen Zug. Beorderte
Roger Fegble anstelle von Massimo Martino auf die Liberoposition. Es sollte
sich auszahlen und wie: Kistler spielte zehn Minuten vor Ende der regulären
Spielzeit mit seinem Gegenspieler Katz und Maus, passte zum völlig
freistehenden Martini, der Glarner schoss cool ein. Martini hatte wie Kistler
auch somit erstmals im Dress des FCE ein Tor erzielt.
Wie dünn der Faden war, an dem der
erste Einsiedler Sieg in der Meisterschaft seit dem letzten 24. August
hing verdeutlichen die endlos scheinenden Minuten der Nachspielzeit. Thalwil
machte gegen mittlerweile nur noch neun Einsiedler, neben dem verletzten
Auf der Maur wurde Milos Krstic nach einen übermotivierten, groben
Foul vom guten Schiedsrichter Enzo Favale zurecht vom Platz gestellt,
mächtig Druck. Das Glück blieb aber auch in diesen letzten Minuten
beim FCE. Sowohl beim Pfostenköpfler von Prazeras, nach drei Minuten
in der Nachspielzeit, als auch beim Lattenschuss Iaquintas nur dreissig
Sekunden später.
Das wichtigste war auch für Schönbächler
nach diesem aufwühlenden Spiel, erstens, dass es Auf der Maur gut
ging und zweitens „wir haben die drei Punkte“. Sicher weiss auch er, dass
es spielerisch bei weitem nicht dies ist was sein Team kann. Aber vielleicht
löst dieser Sieg ja endlich, den ominösen, den unsichtbaren Knopf
im Kopf und in den Füssen der Einsiedler Spieler.
Matchtelegramm
Meisterschaft 2. Liga regional 2003/2004
-- Nachtragsspiel aus der 12. Runde. Thalwil - Einsiedeln 4:5 (2:2).
Thalwil, Etzliberg. -- 200 Zuschauer.
-- Schiedsrichter: Enzo Favale (Nürensdorf). -- Tore: 5. Minute
Stefan Zehnder 0:1. 16. Alija 1:1. 34. Bernhard Kistler 1:2. 45. Russo
2:2. 55. Roman Schuler 2:3. 61. Prazeras 3:3. 66. Stefan Zehnder (Foulpenalty)
3:4. 78. Alija 4:4. 80. Massimo Martini 4:5.
Einsiedeln: Ismet Mujanovic; Massimo Martini;
Peter Kälin, Roger Fegble; Roman Schuler (70. Pascal Kälin),
Martin Gezer, Christian Ochsner (73. Milos Krstic), Manfred Auf der Maur,
Stefan Zehnder; Roberto Zanetti (75. Edgar Zehnder), Bernhard Kistler.
Thalwil: Cavallasca; Barone, Lavigna (46.
Patera), Russo, Marino; Melgiovanni, Iaquinta, Pappone, Alija; Prazeras,
Fadaoui (70. Stüssi).
Bemerkungen: Spiel am 9.11.03 wegen Todesfall
Gafner verschoben. Einsiedeln ohne Michael Kälin, Michael Kuriger,
Urs Lacher, Fredy Ochsner und Marcel Schnidrig (alle verletzt). Ersatzgoalie:
André Steiner. 80. Manfred Auf der Maur nach Sturz an den Pfosten
Hirnerschütterung ins Spital eingeliefert. 93. Pfostenköpfler
Prazeras. 94. Lattenschuss Iaquinta. Rote Karte: 88. Milos Krstic (Foul).
Verwarnungen: 21. Marinio, 25. Peter Kälin (für das nächste
Spiel gesperrt), 49. Roberto Zanetti, 81. Bernhard Kistler, 90. Russo (alle
wegen Foulspiels). Cornerverhältnis: 9:4 (6:3) für Thalwil.
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