FC
Einsiedeln verliert im Swisscom Cup gegen St. Gallen mit 0:14:
So schön und brutal kann Fussball sein!
Spiel verloren, Erfahrungen gewonnen. Der FC
Einsiedeln hatte im Kloster-Derby gegen den FC St. Gallen nicht den
Hauch einer Chance. Doch die Einheimischen liessen sich ihre gute Laune
trotz 14 kassierter Treffer nicht nehmen. Der Spassfaktor, sich
für einmal mit Profis messen zu dürfen, stand bis zum
Schlusspfiff im Vordergrund.
bs. So schön und so brutal
kann Fussball sein. Als Schiedsrichter René Rogalla das Cupspiel
zwischen dem FC Einsiedeln und dem Super Leage Team aus St. Gallen
abpfiff, wussten die Einheimischen für kurze Zeit nicht recht, ob
sie jetzt dem Himmel oder der Hölle näher standen. Die 14
kassierten Gegentore lagen im ersten Moment doch etwas schwer auf dem
Magen und so mancher Spieler im Dress des FCE hatte doch insgeheim
davon geträumt, dem prominenten Gegner aus der Ostschweiz das
Leben während der vergangenen 90 Minuten etwas schwerer zu machen
oder ihm gar ein Bein zu stellen. Nun, es hat nicht wollen sein und so
wich die Enttäuschung auch ganz schnell der Freude, bei dieser
geschichtsträchtigen Begegnung auf dem Platz gestanden zu sein und
sich im besten Fall sogar noch ein grünes St. Galler Dress unter
den Nagel gerissen zu haben.
Schön an diesem Fussballfest war trotz der teils
sintflutartigen Regenfälle auch die Ambiance. Das riesige
Transparent des Einsiedler Fanclubs „Black Ravens“, welches beim
Einlauf der „Gladiatoren“ ausgerollt wurde, zeigte zwei Raben, welche
das St. Galler Kantonswappen in zwei Stücke reissen und war nicht
nur ein witziger und selbstbewusster Empfang für das Heimteam,
sondern sollte auch Aufforderung sein, die eigene 3. Liga – Haut
möglichst teuer zu verkaufen. Mit den Black Ravens hoffte ein
grosser Teil der rund 1800 Zuschauer auf einen frechen Auftritt des
jungen Heimteams, dass kampflos und nur dank des Gewinns des Fairplay –
Preises der 2. Mannschaft in die erste Hauptrunde des Swisscom-Cups
vorstiess. Diese sah sich übrigens das Spiel als vom Verein
geladene Ehrengäste an, welche aber den offerierten Wein viel
lieber mit den Fussballschuhen getauscht hätten, um den gewonnenen
Preis selber einzulösen. Vom Apèro-Zelt aus verfolgten sie
das Geschehen auf dem Rasen und wurden Zeuge, wie der grosse Traum von
einem möglichst lange ausgeglichen gehaltenen Spiel schon in der
6. Minute zu einem „Träumli“ degradiert wurde.
Bereits der erste
von Franco Di Jorio getretene Eckball führte zum
Führungstreffer der St. Galler. Torhüter Urwyler konnte den
Flankenball nicht festhalten und stand so unglücklich zum Tor,
dass der klitschnasse Ball von seiner ebenso nassen Brust ins eigene
Gehäuse abprallte. Die von Beginn weg in Ehrfurcht erstarrten
Einsiedler brachten in der Startviertelstunde kaum einen Pass zustande,
welcher beim eigenen Mann ankam. Mit langen, hohen Bällen aus der
Verteidigung heraus wurde zwar die Gefahr für einige Minuten vom
eigenen Tor ferngehalten, für die einzige echte Sturmspitze Rade
Petkovic entwickelte sich das Spiel dadurch aber zu einer eigentlichen
„Mission impossible“, sich Chancen zu erarbeiten. Just nachdem der FCE
mit einem Weitschussversuch Zanettis und einer flachen Hereingabe
Schönbächlers doch noch ein offensives Lebenszeichen von sich
gaben, schlug es hinten wieder ein und zwar gleich im Doppelpack! Der
zweite Corner brachte zugleich das zweite Tor für den FCSG. Der
baumlange Innenverteidiger Koubsky schloss Di Jorios Flanke erfolgreich
ab und nur 40 Sekunden später durfte sich auch Stürmerstar
Aguirre als Torschützen feiern lassen.
Vor allem bei den Standartsituationen, insbesondere bei
Cornern, wurde ersichtlich was eine Profimannschaft von reinen
Amateuren unterscheidet. Die Präzisionsarbeit der Ostschweizer war
nicht nur beeindruckend sondern als automatisierte Abläufe auch
noch äusserst effizient. „Unglaublich mit welcher Sicherheit diese
Spieler mit dem Ball umgehen können – auch auf diesem glitschigen
Terrain!“, meinte Rade Petkovic rückblickend. Tatsächlich.
Eine, höchstens zwei Ballberührungen, dann wurde der Ball in
grünweissen Kreisen bereits dem nächsten Teamkollegen
zugespielt. Aguirre demonstrierte dann vor der Pause auch gleich noch,
was Antizipation und Reaktionsschnelligkeit auf höchstem
nationalen Fussballniveau bedeutet, als er eine Ballstafette über
mehrere Stationen blitzschnell abschloss. Der vierte Treffer war
zugleich der Pausenstand.
Neben dem Regen prasselte in der zweiten Halbzeit auch
noch eine regelrechte Torflut auf den FCE nieder. Die Treffer fielen
nun in regelmässigem Abstand wie reife Früchte von den
Bäumen. Zu den schweren Beinen schlich sich nun bei den
Hobbykickern auch noch eine geistige Müdigkeit ein. Nach dem
neunten Tor hatte Urwyler genug und machte Goalietrainer Mujanovic
Platz. Kaum zwischen den Pfosten, wurde auch er bezwungen. Den
unmittelbar vor der Auswechslung verschuldeten Elfmeter verwandelte
Koubsky sicher und freute sich diebisch über Tor Nummer Zehn. St.
Gallen kannte auch mit dem neuen Torhüter keine Gnade.
Überhaupt setzten die Fringer Boys die Forderung ihres Trainers
nach einem seriösen und professionellen Auftritt zu hundert
Prozent um. So gesellten sich bis zum Schlusspfiff noch vier weitere
Tore zum Stängeli dazu. Der FCE erwies sich damit in jeder
Hinsicht als guter Gastgeber.
Ein Trostpflaster gab es schlussendlich auch noch
fürs „2“ in Form einer Einladung an ein Super Leage Spiel der St.
Galler! Mit dieser noblen Geste verabschiedeten sich die Ostschweizer
Richtung Olma-City.
Matchtelegramm
Swisscom Cup, 1. Hautprunde -- Telegramm Einsiedeln - St. Gallen 0:14
(0:4)
Rappenmöösli. -- 1800
Zuschauer.
-- SR: René Rogalla. -- Tore: 6. Eigentor Urwyler 0:1. 19.
Koubsky 0:2. 20. Aguirre 0:3. 40. Aguirre 0:4. 51. Zellweger 0:5. 52.
Aguirre 0:6. 55. Aguirre 0:7. 59. Alex 0:8. 63. Gelabert (Foulpenalty)
0:9. 72. Koubsky 0:10. 74. Gjasula 0:11. 77. Zellweger 0:12. 88. Alex
(Foulpenalty) 0:13. 89. Alex 0:14.
Einsiedeln: Urwyler (63.
Mujanovic); Albert, Ruhstaller, Auf der Maur,
Lutta (73. Steiner); Schönbächler, Raphael
Bachmann, Philipp
Bachmann, Zehnder; Petkovic,
Zanetti (69. Russo).
St. Gallen: Razzetti; Zellweger,
Koubsky (79. Muntwiler), Montandon, Cerrone; Feutchine, Gelabert,
Gjasula, Di Jorio (46. Marazzi); Alex, Aguirre (64. Marini)
Bemerkungen: Einsiedeln ohne Kurt
Marty (noch nicht spielberechtigt), Milos Krstic und Stefan Zehnder II
(alle verletzt); St. Gallen ohne
Callà und Maric (beide verletzt). Verwarnungen:
11. Philipp Bachmann, 63. Lutta (beide wegen Foulspiels).
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